„Das Projekt ist so weit entfernt von allem, was Standard ist. Die Anforderungen so speziell“, erinnert sich Julian Müller, der verantwortliche Projektleiter bei Schniewindt. Ein Projekt, wie für Schniewindt gemacht: „Denn wir fangen genau da an, wo die Standardlösungen unserer Wettbewerber enden.“
Das Projekt Haru Oni ist eine Pilotanlage zur klimaneutralen Produktion von E-Fuels in Chile, nahe der Stadt Punta Arenas. Eine der windreichsten Gegenden der Erde.
Die Idee: Herstellung von E-Fuels aus Wasserstoff, gewonnen aus der Elektrolyse von entsalztem Meerwasser und CO2, gewonnen aus der Atmosphäre. Die benötigte Energie liefert eine Windkraftanlage.
Das sogenannte Direct Air Capture Verfahren bindet CO2 aus der Luft in einem Keramikfilter, der ähnlich arbeitet wie Katalysatoren, die in PKWs zu Einsatz kommen. Die Chemikalien in den Strömungskanälen binden das CO2. Wasserdampf ist erforderlich, um das Gas zur weiteren Verarbeitung wieder freizusetzen. Es wird mit dem Wasserstoff zu Methanol synthetisiert, dem Grundstoff für E-Fuels.
Für die Produktion des Wasserdampfs hat Schniewindt eine leistungsfähige, kompakte elektrische Anlage zur Dampferzeugung konzipiert, gebaut und geliefert.
In nur zwei 20-Fuß-Container sollte die gesamte Dampferzeugungsanlage passen. Sie sollte fertig montiert verschifft werden, damit Aufbau und Anschluss vor Ort ohne großen Aufwand möglich ist.
Der Termindruck im Projekt ist gewaltig. Schließlich soll die Anlage fertig sein, bevor das Schiff nach Südamerika ablegt. Im Frühjahr 2021 macht sich Müllers Team an die Arbeit, die Anlage „auf einem weißen Blatt hochzuziehen“.
Oder besser gesagt: Ineinander zu schachteln, um die geforderte kompakte Konstruktion zu erreichen. Schließlich besteht die Anlage neben dem eigentlichen Dampferzeuger, noch aus
Zentralstück der Anlage ist der eigentliche Dampfkessel, ausgestattet mit einem elektrischen Schniewindt Flanschheizkörper mit 850kW Leistung. Die Regelungstechnik der Schaltanlage erlaubt es jeden gewünschte Betriebspunkt schnell und flexibel anzufahren – je nach Dampfbedarf der nachgeschalteten Anlagenteile.
Das System für Wasserqualität liefert entsalztes, gereinigtes und entgastes Wasser. Das ist wichtig, damit die Anlage nicht korrodiert. Die Reinigung des Wassers findet im Speisewasserkessel „nahe am Siedepunkt“ statt. Als Standardteil hat Schniewindt diesen bei einem namhaften Anbieter zugekauft – denn bei Standardteilen erfindet Schniewindt das Rad nicht neu – und mit einem hauseigenen Flanschheizkörper ausgestattet – denn wo es geht, setzt Schniewindt auf eigene Produkte.
Die Hilfssysteme sind wichtig, damit der Doppelcontainer, in dem die Anlage untergebracht ist, für das Bedienpersonal vor Ort gute Arbeitsbedingungen bietet: Beleuchtung, Klimatisierung, Entwässerung und natürlich die Beheizung in Form eines Rippenrohrheizkörpers – selbstverständlich von Schniewindt. Alle Anlagen und Systeme im Doppelcontainer sind über einen Bediengang zugänglich.
„Unsere Aufgabe war, eine ‚Plug and Play‘ Anlage zu konzipieren und zu bauen: Container abladen, zusammenschieben, Trennwände entfernen, Strom und Wasser anschließen, fertig. Und das ist uns gelungen“, sagt Julian Müller. Nach erfolgreichen Druck- und Dichtigkeitstests sowie einer Betriebssimulation erreichten die Schniewindt Container im Frühjahr 2022 pünktlich das Schiff nach Südamerika.
Dass der Dampferzeuger in Haru Oni, einer Anlage zum Einsatz kommt, die dazu beiträgt, den globalen CO2-Ausstoß zu reduzieren, darauf ist Schniewindt Geschäftsführerin Dr. Sarah Schniewindt besonders stolz.
Dampfkessel mit Flanschheizkörper 850 kW
Komplettes System in zwei 20"-Containern
Plug-and-Play-Lösung
Projektzeitraum weniger als 6 Monate
(Engineering, Bau, Montage, Auslieferung)
Tagesschau-Bericht vom 02.03.2021
Projektseite von Siemens Energy
Bericht auf come-on.de